Die Hälfte der europäischen Bevölkerung lebt entlang eines 50 Kilometer breiten Küstenstreifens. Viele dieser küstennahen Gebiete sind von Überschwemmungen bedroht. Vor allem an der flachen Nordseeküste kommt es immer wieder zu verheerenden Sturmfluten.
Lange Zeit schützten die Küstendünen, die der Wind aufgeworfen hatte, das Hinterland der Nordsee vor Überschwemmungen. Im Mittelalter wurde dieser Dünenwall durch starke Sturmfluten immer mehr zerstört. Die Küstenbewohner begannen deshalb, Deichezu bauen. Wenn die Deiche einbrachen, verloren Tausende von Menschen und Tiere in den Fluten ihr Leben. Die Deiche wurden in der Folge immer höher und aufwändiger gebaut. Die Kosten für den Schutz der Küste sind enorm.
In den letzten hundert Jahren gelang es den Küstenbewohnern, verloren gegangenes Land dem Meer wieder abzuringen. In Norddeutschland erfolgt die Neulandgewinnung mithilfe von Lahnungen (Pfahlreihen), die das vom Meer angeschwemmte Material zurückhalten. In den Niederlanden wird die Fläche, die trockengelegt werden soll, zuerst eingedeicht und dann ausgepumpt.
Auch Venedig ist vom Wasser bedroht. Die Gezeitenunterschiede im Mittelmeer sind zwar klein und die Sturmfluten sind viel schwächer als an der Nordseeküste. Allerdings reicht schon eine Fluthöhe von 70 Zentimetern aus, um grosse Teile Venedigs unter Wasser zu setzen. Das passiert vor allem dann, wenn starke Winde das Wasser der Adria in die Lagune drücken und es dort stauen.
Um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen, ist ein Schleusenprojekt namens Mose im Bau. Bei Hochwassergefahr sollen 79 bewegliche Fluttore die Lagune von Venedig gegen das offene Meer hin abriegeln. Damit verhindern sie, dass die anschwellende Flut in die Lagune eindringen kann.